Bayerische Staatszeitung: Wie viel Cancel Culture verträgt die Demokratie?

Zwei Eklats in München sorgen in der Kulturwelt für Schlagzeilen Es war kein gutes Jahr für die Kultur, jedenfalls in Bayern. Die überstrengen Auflagen der Staatsregierung in der Pandemie haben den Bühnen und Klangkörpern im Freistaat einen teils beträchtlichen Publikumsschwund beschert. Selbst die sonst erfolgsverwöhnte Bayerische Staatsoper ist weit entfernt von den Auslastungszahlen der Vor-Corona-Zeit. Gleichzeitig haben 2022 zwei Ereignisse in München die Kulturwelt aufgewirbelt. Es geht um Cancel Culture. Im Frühjahr hatte am staatlichen Gärtnerplatztheater die von den Nazis als „entartet“ verbotene Oper Jonny spielt auf von Ernst Krenek Premiere. Der „Neger Jonny“, so die Personenbezeichnung, ist Geiger in einer Jazzband. Die Regie von Peter Lund hatte, wie früher oft üblich, die Titelfigur dunkel schminken lassen – aber am Ende schminkt sich Jonny auf offener Bühne ab. Trotz dieser kritischen Kontextualisierung führte das Blackfacing nach der Premiere zu einem Shitstorm. Letztlich wurde die Produktion abgesetzt.